Das Herkulesblech

Kupferschiefer mit KupererzKupfererz

In den nordhessischen Mittelgebirgen, wie dem Habichtswald, bauten die Menschen über Jahrzehnte Braunkohle ab. Kupfererze und Schwerspat wurden im Richeldorfer Gebirge (Kreis Hersfeld-Rothenburg) gewonnen. Dort wurde auch der Kupferschiefer geschlagen, der in der Hütte Richelsdorf zu Kupfer verhüttet wurde. Um dieses in Nordhessen hergestellte Rohkupfer verarbeiten zu können, hatte Landgraf Karl 1679 den Bau des Messingshofs veranlasst. Es wurden eine Gießerei und ein Hammerwerk betrieben. Als bekannteste Arbeit formte der Schmied Johann Jacob Anthoni hier von 1714 bis 1717 die Kupferbleche für den Herkules im Bergpark mit einer Stärke von ein bis drei Millimetern. Die einzelnen Bleche wurden an den Rändern verzahnt, verlötet und mit kleinen Nieten gesichert. Anschließend wurden die Bleche an einem Stahlgerüst befestigt, das der Bauschmied Johann Balthasar Klocke entwickelt hatte. Dieses Konstruktionsprinzip war damals einmalig und zeugt vom technischen Leistungsvermögen der Region. Von unten sind die Nieten beim Betrachten der Statue kaum sichtbar. Heute ist der Messinghof das älteste Industriedenkmal Nordhessens. Landgraf Karl hatte die Statue für den Bergpark als Symbol seiner eigenen Macht nach Entwürfen des italienischen Baumeisters Giovanni Francesco Guerniero in Auftrag gegeben.

        

Herkules, Copyright Kassel Marketing GmbH  Fotograf Paavo Blåfield

Die Herkules-Statue

Die Statue im Bergpark zeigt den griechischen Halbgott „Herakles“, ein Tugendheld aus der Mythologie, der durch seine Heldentaten Kraft, Mut und Klugheit symoblisiert. Sein Aufbau besteht aus drei Teilen mit einer Gesamthöhe von 71 Metern: unten befindet sich ein Oktogon, auch Riesenschloss genannt, mit Aussichtsplattform. Dieser besteht aus dem Baumaterial Basalttuff, der aus dem Druseltal im Habichtswald stammt. Darüber erhebt sich eine steile Pyramide, auf der der Herkules thront. Allein die Statue hat eine Größe von 8,3 Metern und wiegt drei Tonnen. Sein Brustumfang fasst 5 Meter und seine Füße sind 1,5 Meter lang. Als Beispiel absolutistischer Architektur ist der Bergpark mit der Herkules-Statue seit 2013 Weltkulturerbe der UNESCO und gilt als Wahrzeichen der Stadt Kassel.

             

Das Kupferblech im TMK

Das Kupferblech im TMK

Das Kupferblech in der Sammlung des Technik-Museums war 300 Jahre lang an der Statue befestigt. Zwischen 2008 und 2012 hat es der Berliner Metallrestaurator und Kupferschmied Peter Trappen bei Restaurierungsarbeiten abgenommen und durch ein neues Blech ersetzt. Das Objekt ist mit einer Patina überzogen, die über einen längeren Zeitraum durch den Einfluss der Witterung entsteht. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Kupferverbindungen, die das Material vor weiteren Korrosionen schützen.

Bodenschätze der Region

Seit Jahrhunderten prägen die Bodenschätze das gesellschaftliche und soziale Leben in Nordhessen. Die Bergwerke und Betriebe zur Weiterverarbeitung bieten den Menschen seitdem zukunftssichere Arbeitsplätze. Die nordhessischen Bodenschätze und ihr Abbau leisten einen bedeutenden Beitrag zur Industrieentwicklung der Region, aber auch zur Nahrungssicherung und zum fortschrittlichen Wohlstand weltweit. Einen Einblick, welche vielfältigen Bodenschätze in der Region zu finden sind, ermöglicht die umfangreiche Mineraliensammlung im Technik-Museum.

Hier finden Sie eine verlinkte Auflistung unserer seit Oktober 2020 vorgestellten Objekte des Monats.

Sammlungsgebiet Bodenschätze und deren Abbau

In Nordhessen und damit auch in den Kassel umgebenden Mittelgebirgen wurden seit dem Mittelalter Bodenschätze gewonnen. Sowohl der Habichtswald im Westen der Stadt wie auch im Lossetal im Osten und insbesondere am Meißner wurde Braunkohle abgebaut. Salzvorkommen fanden sich an der Werra bei Allendorf und im Südosten des Kreises Hersfeld-Rotenburg im Richeldorfer Gebirge gewann man Kupfererze und Schwerspat. In den großen Salzlagerstätten an der Werra bei Heringen und Philippsthal werden bis zum heutigen Tage mineralische Dünger aus der Tiefe geholt.

Drehmeißel

Dieser Drehmeißel ist am Ende eines langen Rohrbohrers befestigt und wird im Bergbau für Erd- und Gesteinsbohrungen eingesetzt. Der Bohrkopf mit Drehmeißel durchbringt zuerst die Erde. Die einzelnen Zahnreihen auf den drei schräg angesetzten Bohrköpfen rotieren und zerkleinern dabei das Gestein. Durch die Drehbewegung wird dies zur Mitte des Drehmeißels transportiert, wo das Rohr befestigt ist. Darüber wird das Geröll an die Erdoberfläche gefördert, damit es einerseits die Bohrung nicht behindert und andererseits für Bodenproben genutzt werden kann. Dieses Verfahren wird unter anderem im Bergbau genutzt, um nach Mineralstoffen zu suchen, bis zu deren Vorkommen vorzudringen und deren Tiefe unter der Erde zu bestimmen. Die Bohrungen können mehrere hundert Meter tief sein.

Die Region Hessen blickt auf eine uralte Bergbautradition zurück und jahrhundertelang wurden hier Eisenerz, Kupfer, Ölschiefer, Tuffstein und Basalt abgebaut. Besonders geprägt hat die regionale Industriegeschichte der Kalibergbau im „Werra-Fulda-Kali-Revier“, das eines der größten Bergbaureviere in Europa ist und wo schätzungsweise noch 40 weitere Jahre Rohsalze gewonnen werden können. Diese salzigen Gesteinsschichten sind vor über 250 Millionen Jahren durch die Verdunstungen des Urmeeres entstanden. Jährlich werden heute circa 20 Millionen Tonnen von dem Steinsalz sowie den kalium-, magnesium- und schwefelhaltigen Rohsalzen abgebaut und zu einer breiten Produktpalette, wie hochwertigen Mineraldünger, Industriesalze oder Pharmaprodukte, weiterverarbeitet.

Bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfolgten der Abbau und die Förderung in Handarbeit. Erst vor rund 50 Jahren wurde auf eine Gleislostechnik umgerüstet, die ausschließlich aus selbstfahrenden Maschinen und Arbeitsgeräten besteht. Heute erleichtern unser Drehmeißel, Fahrlader mit großen Schaufeln und viele weitere technische Gerätschaften die Arbeit unter Tage.

(last update 14.08.2023)

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Kontakt

Technik-Museum Kassel Betreiber gGmbH
Wolfhager Str. 109
34127 Kassel
0561-86190400
museum@tmk-kassel.de

Unsere Öffnungszeiten

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Sa & So 11 - 17 Uhr

Unsere Ausstellungshalle ist nicht geheizt, im Winterhalbjahr bitte entsprechend kleiden.

An folgenden Feiertagen ist das Technik-Museum von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet:

Karfreitag, Ostersonntag, 1. Mai Tag der Arbeit, Christi Himmelfahrt, Pfingst-Sonntag, Fronleichnam und Tag der Deutschen Einheit.