Buchholzschutz für Transformatoren - erfunden in Kassel - eingesetzt in der Welt

Überströme und Überspannungen, die Wicklungen von Transformatoren und Drosselspulen beschädigen können, lassen sich im Betrieb nie ganz vermeiden. Einem Transformator, der z. B. während eines Gewitters durch Blitzeinschlag in die Freileitung oder die Schaltanlage automatisch vom Netz abgetrennt wurde, sieht man aber von außen meistens nicht an, ob er beschädigt wurde.Max Buchholz, Gründungsmitglied des VDE Kassel, war Vorstand des "Preußischen Maschinenbauamts Kassel", welches für die Planung und den Bau der maschinen- und elektrotechnischen Einrichtungen für die Eder- und Diemeltalsperre noch kurz vor dem 1. Weltkrieg gegründet wurde. Bei seiner Arbeit fielen ihm die relativ häufigen Transformatorenschäden auf, meist verursacht durch Gewitter. Er untersuchte sie genau und erkannte, dass durch die große Hitze der Lichtbögen die lsoliermaterialien an den Wicklungen üblicherweise der Oberspannungsseite zerstört wurden, wobei auch größere Mengen von Gasen freigesetzt wurden. Entscheidende Denkanstöße erhielt er, wie die Chroniken berichten, zufällig in der Badewanne sitzend.

  • Er unterhielt sich hierüber mit einem Mitarbeiter und der brachte ihn auf die richtige Lösung:
    Werden nur aufgrund relativ geringer Blitzeinwirkung kleinere Mengen der Gase freigesetzt, sammeln sich diese auf dem Weg zum oberhalb angeordneten Ausgleichsbehälter, der mit der Außenluft in Verbindung steht, im Bereich des Deckels des später so genannten "Buchholzrelais" und können zwecks Analyse entnommen werden. Wird eine Mindestmenge überschritten, drücken sie den oberen, einem Tischtennisball ähnelnden Auftriebskörper nach unten und dieser betätigt einen Kontakt, welcher zur sogenannten "Trafowarnung" führt.
  • Werden jedoch aufgrund eines entstandenen Schadens im Gehäuse größere Mengen Gase freigesetzt, die zu einem Druckanstieg und somit einer Ölströmung zum Ausgleichsbehälter führen, wird der untere "Tennisball" bewegt und betätigt einen zweiten Kontakt, der zur Trafoabschaltung führt.

Das hier vorgestellte Gerät ist zwecks Erläuterung der Schutzwirkung aufgeschnitten und somit unbrauchbar. Ein weiteres Gerät sehen Sie weiter unten in diesem Ausstellungsregal. Es war lange im Einsatz und stammt ungefähr aus den 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Erahnen Sie jetzt die Antwort auf die Frage, warum Max Buchholz die Lösung in der Badewanne sitzend fand? Wenn nein erhalten Sie diese, zusammen mit vielen Unterlagen zur Wirkungsweise und den Versuchen im Umspannwerk Sandershausen sowie im Kraftwerk Borken bis zur Einsatzreife in der Mappe links im Abschnitt Buch-holzschutz. Zweifellos regt die Antwort zum Schmunzeln an. Aber sie stimmt, denn der Enkel von Max Buchholz hat sie von seinem Großvater selbst erzählt bekommen und dem Verfasser dieser Beschreibung vor einigen Jahren bestätigt.

Text: Wolfgang Dünkel

Bilder und Bildmontage: Wolfgang Dünkel

Quellen: Patentschrift, Versuchsbeschreibungen, Prüfunterlagen, Personenabbildung, leihweise erhalten aus dem Privatbesitz von Herrn Karl-Friedrich Buchholz

(last update 19.06.2020)

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