Innovationen und Firmengeschichten aus Kassel und der Region

Innerhalb des Sammlungsgebiets "Innovationen und Firmengeschichten aus Kassel und der Region" stellen wir einerseits bedeutende Innovationen aus der Region vor, die eine hohe wirtschaftliche Bedeutung hatten oder auch noch haben, und andererseits an Beispielen unserer Exponate auch die Firmen mit ihren besonderen Ereignissen vor. Diese Leitseite wird ggf. weiter unterteilt in die Teilgebiete der bedeutenden Innovationen und der Firmengeschichten sowie in der Folge auch mit Bildbeispielen erweitert.

(last update 21.08.2023)

Dampflokomotiven-Modelle der Henschel CLASS 25

Bild 01 - Lokmodell der Henschel CLASS 25 NC für die SAR mit Nr. 3450 - neben der H0-Modellbahn Bebra 1958 und vor der Fotowand mit Henschel-Arbeitsplätzen im Lokbau und der neuen Vitrine mit MWM-Modellen der CLASS 25 Condenser und CLASS 26 NC Red Devil - Foto Karl-Otto Schütz TMK IG Bebra58

Vor genau 70 Jahren, also im Jahre 1953, lieferte Henschel & Sohn aus Kassel die in vielerlei Hinsicht herausragenden Dampflokomotiven der Baureihe CLASS 25 an die South African Railways, SAR, aus. Als letzte Kasseler Maschine dieser großen Lieferserie steht diese SAR-Nr. 3450 als Großmodell (Maßstab 1:10) von dem Henschel Museum HMS zur Verfügung gestellt im Technik-Museum Kassel TMK, direkt neben der Modellbahnanlage der IG Bebra 58 in der TMK-Halle im Schiff 10 der ehemaligen Kesselschmiede des Henschel Werks II in Kassel-Rothenditmold.

Die historischen Spuren dieser Dampflok-Baureihe spannen einen weiten Bogen, beginnend schon in den 1920er-Jahren und reichen aktiv bis in die heutige Zeit! Wir laden sie gerne ein: Steigen wir gemeinsam ein in diese überaus spannende Geschichte.

Bil 02 - Im Juni 2019 aktiv in Südafrika - die knallrote CLASS 26 3450 „Red Devil“- Bild Sammlung Andreas Giller 

     

Juwelen des Henschel Dampflokomotiven-Baus

Geschichte der Baureihe CLASS 25 NC und CLASS 25 CON für Südafrika

Zu einem technischen Rückblick gehört natürlich auch eine gesellschaftliche und technikgeschichtliche Einordnung. Wie haben die Menschen damals gelebt? Einige Aspekte dazu zeigen der hier verlinkte Text und diverse Fotos, klicken Sie also bitte auf:

Wie war es damals im Jahre 1953 in Kassel?

Bezahlte Arbeit, kein Hunger, ein Dach über dem Kopf und trotz aller Umstände die Zuversicht in eine dauerhaft friedliche Zukunft, das wünschten sich alle Bewohner mit hoher Priorität.

Da ließen mehrere große Exportaufträge für den Kasseler Lokbau besonders aufhorchen.

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Doppel-Walzenstuhl zur Getreidevermahlung von Fürmeyer & Witte, Mönchehof

In der menschlichen Ernährung spielt Getreide als Grundnahrungsmittel eine wichtige Rolle, ist in vielen Ländern sogar deren fast einziger Bestandteil. Aber auch als Viehfutter dient Getreide und als Rohstoff zur Herstellung sowohl von Genussmitteln (u. a. Gerste für unser Bier oder traditionell Roggen in Osteuropa für Wodka) als auch von Produkten, die einzelne Inhaltsstoffe wie die Stärke im Weichweizen zur Herstellung von Bioethanol nutzen. Zumeist werden die Früchte des Getreides  also das Korn nach der Reife von den abgemähten Pflanzen durch Dreschen abgetrennt, früher in mühseliger Handarbeit mit Sense und Dreschflegel, zwischenzeitlich mit Mähbalken am Traktor und nach der Einbringung mit Dreschmaschinen auf dem Hof, heutzutage mit rechnergesteuerten Mähdreschern komplett auf dem Feld. An einigen Sorten bleiben die mit der Kornschale (siehe übernächster Absatz) verwachsenen Deck- und Kornspelzen auch nach dem Drusch noch am Korn, bei wenigen urtümlichen Sorten auch Hüllspelzen und Bruchstücke der Ährenspindel. Traditionell wird die Kornschale bei den meisten Mehlsorten durch Mahlen oder Schleifen möglichst vollständig entfernt und als Kleie weiterverarbeitet, früher meist als Viehfutter, heute bei ballaststoffreicher Vollwerternährung auch in Backwaren und Müsli. Da es in diesem Artikel um einen Doppel-Walzenstuhl aus regionaler Herstellung geht beschränken wir diese Einleitung auf die gegebenen Informationen zu Getreide und wenden uns dem Mahlen mit einem Walzenstuhl zu (im Foto rechts bzw. oben ohne den aufgesetzten hohen Einfülltrichter , Foto *9).

Die Geschichte der Getreidevermahlung beginnt sicherlich einige zehntausend Jahre vor der Sesshaftwerdung der Menschheit und muss demzufolge auch sehr weit vor der Geschichte des "fruchtbaren Halbmonds" im Gebiet der heutigen Staaten Irak, Syrien, Jordanien und  Nord-Israel eingeordnet werden, welche auch unsere Geschichte beeinflusst hat. Zunächst wurden Mörser mit glatterer und Reibschalen mit rauerer Innenfläche zur Zerkleinerung von Wildgetreiden benutzt, ein vermutlich ältester Reibestein mit etwa 30.000 Jahren wurde in Australien gefunden, also lange vor der unsere Kultur beeinflussenden Neusteinzeit (Quelle *1). Das Bild links bzw. oben zeigt eine Reibschale und -steine, ca. 6.000 v. Chr. aus dem Wadi Tafassasset in der Sahara (*2). Waren es zunächst  Wildgetreide, die etwa um 11.000 v. Chr. angepflanzt wurden, entstanden in der Folge durch Züchtung unsere heutigen Getreide Weizen, Roggen, Gerste und weitere.

Ohne hier detailliert auf das zu vermahlende Korn einzugehen, ist beim Vermahlen von größter Bedeutung die Abtrennung aller Kornbestandteile, die einerseits für die mittelfristige Lagerung des Mehls, andererseits für den menschlichen Verzehr wichtig sind. Die Getreidekörner enthalten als wesentlichen Bestandteil für unsere Ernährung den Mehlkörper, der Stärke und in geringerem Umfang auch Eiweiß enthält, weiterhin den fetthaltigen Keimling, die miteinander verwachsene Samenschale und Fruchtwand sowie eine zwischen Mehlkörper und Schale liegende Aleuronschicht, die während des Kornwachstums die biologische Aufgabe hat, die innenliegenden Mehlkörperzellen zu bilden und während der Keimung den Keimling zu ernähren, siehe Bild rechts (*3) bzw. oben. Bei weitergehendem Interesse besuchen Sie bitte diese für die Ernährung informative Wikipedia-Internetseite.

Bei Ausgrabungen des – durch den Ausbruch des südöstlich von Neapel liegenden Vesuv im Jahr 79 n. Chr. – weitgehend zerstörten Pompeji wurde ein Mühlenbetrieb mit einer vermutlich durch menschliche Muskelkraft angetriebenen Kegelmühle ausgegraben, als Nachbau im archäologischen Park in Xanten am Niederrhein aufgestellt. 546 n. Chr. verwendeten die Goten bei der Belagerung Roms bereits Schiffsmühlen, bei denen der, die Stadt  durchfließende Tiber die Mühlsteine über unterschlächtige Wasserräder antrieb (Bild links bzw. oben und Quelle, *4).

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175 Jahre Lokomotivbau in Kassel

Die 1848 an die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn ausgelieferte erste HENSCHEL-Lokomotive "DRACHE" in einer historischen Aufnahme (*2) 

Am 29. Juli 1848, im Juli 2023 also vor 175 Jahren, wurde von der 1810 durch Vater Georg Christian und dem zweitältesten Sohn Werner gegründeten Fa. Henschel & Sohn die erste im Stammwerk am Holländischen Platz konstruierte und gebaute Dampflokomotive namens "DRACHE" ausgeliefert und damit eine – bis zum heutigen Tage andauernde – ausgesprochen langjährige Tradition des Lokomotivbaus in Kassel begründet. Dies ist für unser TECHNIK-MUSEUM KASSEL ein sehr bedeutender Anlass, die Lieferung mit dem Objekt des Monats Juli 2023 zu würdigen, nicht nur aus allgemein-historischer, sondern auch aufgrund der bedeutenden technik- und damit industriegeschichtlichen Bedeutung für die Region.

Bestimmt war diese Lokomotive für die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn-Gesellschaft, einer zunächst von Bankhäusern in Frankfurt und Hanau getragenen und 1844 gegründeten Privatbahn. Benannt war die Bahn nach dem damals regierenden Kurprinzen Friedrich Wilhelm I. Er war nach dem Tod seines – faktisch seit 1831 abgedankten – Vaters Wilhelm II. in 1847 der letzte Kurfürst und Landesherr des Kurfürstentums Hessen, Zeit seines Lebens dem Absolutismus verpflichtet. Wie aber kam es zu dieser Friedrich-Wilhelms-Nordbahn? Und wer hier im damaligen "Cassel" war deren eifrigster Protagonist? Zwei Fragen, die wir aus Sicht des Autors und damit eines der Gründungsmitglieder des TMK e.V. beantworten wollen, allerdings nur in der "knappsten Form eines Objekt des Monats" nicht nur im ersten, sondern leider auch in  den beiden folgenden Abschnitten zur Technik des "DRACHE" und zur Geschichte des Unternehmens Henschel & Sohn sowie seiner Nachfolgegesellschaften.

Mit sechs Kilometern Gleisen zwischen den bayerischen Orten Nürnberg und Fürth, der Übernahme des englischen Schienenabstands von 4ft + 81/2" (entspr. 1.435 mm), der aus England importierten Lokomotive "Adler" und dem englischen Lokomotivführer William Wilson begann 1835 die Geschichte der Eisenbahn im späteren Deutschland. Es folgte 1837 das erste Teilstück der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, welche bis 1839 fertiggestellt wurde, und weitere Bahngesellschaften sowie deren Strecken schlossen sich an. So entstand Ende der 1830-er Jahre der Gedanke, Preußens Kernland über die sächsischen Kleinstaaten und Kurhessen mit dem preußischen Westfalen zu verbinden. Vom thüringischen Gerstungen kommend sollte die Strecke über Bebra, die Residenzstadt Cassel, Hofgeismar nach Haueda an der westfälischen Landesgrenze verlaufen und von Hümme einen Abzweig nach Carlshafen wegen des zwar besonders ge-, aber auch restlos überschätzten Weserhafens erhalten. Dieser Abzweig wurde später als Carlsbahn bezeichnet, die kurhessische Gesamtstrecke ohne den Abschnitt Hümme-Haueda gegen Ende des Jahres 1848 fertiggestellt bzw. 1849 mit dem Anschluss an Gerstungen eröffnet. 1849 erfolgte der Lückenschluss bis Haueda und 1851 zum westfälischen Warburg (Quelle *3, Grafik links bzw. oben *4).

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Gebrüder Credé & Co in Niederzwehren bei Cassel

Luftaufnahme des Werksgeländes in Niederzwehren, ca. 1926. Das Bild stammt aus einem Firmenkatalog im Bestand des Archivs des Technik-Museums Kassel.

1897 wurde die Waggonfabrik Gebrüder Credé & Co von Conrad und Adam Credé gegründet. In der Nähe des Bahnhofs Niederzwehren bei Cassel wurden auf einem Areal von 105000 m² die Gebäude der Eisenbahnwagenfabrik errichtet. Die Belegschaft umfasste ca. 1500 Personen. Die Fabrik war mit den modernsten maschinellen Einrichtungen ausgestattet und besaß große Vorräte in- und ausländischer Holzarten für den Waggonbau. Bis auf Radsätze, Federn, Walzstahl und Gussteile wurden sämtliche Teile selbst hergestellt. Gebaut wurden Personen-, Post- und Güterwagen sowie Straßenbahnen und Omnibusaufbauten. Zu den Kunden zählen die Deutsche Reichsbahn und Reichspost ebenso wie viele europäische Bahnverwaltungen und städtische Verkehrsbetriebe.  Auf der Internationalen Ausstellung in Paris 1937 erhielt Credé zwei Grand Prix und ein Ehrendiplom. Bis zum 1. Juli 1939 wurden 21311 Fahrzeuge abgeliefert (Personenwagen, Güterwagen). 

1945 wurde in der Villa Credé an der Frankfurter Straße die Kapitulation der „Festung Kassel“ unterzeichnet.  1956 wird Credé Tochter der Dortmund-Hörder Hüttenunion. Unter der Marke „Hercules“ wurden fortan auch Gabelstapler gebaut. Auch Großwälzlager und Schwerlast-Anhänger  gehörten zum Lieferprogramm.  Die Dortmund-Hörder Hüttenunion wurde 1966 Teil vom Hoesch-Konzern. Die Gabelstapler wurden nun im Baukastensystem angeboten.

Am 31.3.1967 stellte Firma Credé  ihre Tätigkeit ein. Bereits am 1.12. des selben Jahres eröffnet in einigen Gebäuden ein Einkaufszentrum. Einige Jahre lang wurden im Werk „Schmiedag“ von Orenstein & Koppel  in Hagen noch schwere Herkules-Gabelstapler hergestellt. Die Neubauhallen in Niederzwehren dienten einige Zeit als Außenlager eines schwedischen Möbelhauses, wurden jedoch 1995  im Rahmen der Vergrößerung des Einkaufszentrums abgerissen. In der Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten "Villa Credé" wird heute das „Hotel Credé“ betrieben.

Villa Credé, Ansicht von Osten. Das Bild wurde im Dezember 1916 in der Zeitschrift "Innen-Dekoration" veröffentlicht, die sich im Bestand der Universitätsbibliothek Heidelberg befindet.

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