Haushaltstechnik

Innerhalb des TMK-Kosmos haben wir als zweites Teilgebiet die Haushaltstechnik erfasst, vorerst nur mit den beiden Exponaten Sigurd-Nähmaschine und Kühltechnik aus Kassel.

(last update 20.03.2023)

Sigurd-Nähmaschine

Der Kaufmann Kurt (Curt) Maybaum gründete im Jahr 1919 das Versandhaus Sigurd Gesellschaft mbH Kassel. In dessen Verkaufskatalogen wurde die Nähmaschine zwischen 1925 und 1928 zum Verkauf angeboten. Die zugekauften Nähmaschinen wurden mit einem „Sigurd“-Schriftzug und mit dem Logo, bestehend aus dem doppelten Hermeskopf, verziert.

In der Anfangszeit kaufte Maybaum seine Handelsware bei bekannten Herstellern für Haushaltswaren und Dingen des Alltags ein. Im Angebot waren überwiegend Artikel wie Rollstühle und Krücken Kriegsversehrte. Die ersten Räumlichkeiten in der Königsstraße in Bettenhausen waren schnell zu klein und er zog mit seiner Firma in die Gebäude an der Leipziger Straße 126-136. Besonders die Nachfrage an Fahrrädern stieg stark an, sodass sich die Gesellschaft im Dezember 1925 und Januar 1926 einer Überprüfung zur Aufnahme der hauseigenen Fahrradproduktion unterzog. Am 1. Februar 1926 erfolgte die Abnahme der Produktions- und Herstellungsanlagen in den dafür umgebauten Fabrikhallen durch die Industrie- und Handelskammer Kassel und die Fahrradproduktion begann.

Am 1. April 1933 zog der Kaufmann Maybaum nach Berlin und er soll später vermutlich aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach Amerika übergesiedelt sein.

Weitere Informationen zur Fahrrad- und Nähmaschinenfabrik Sigurd finden Sie hier:

http://www.sigurd-fahrrad-und-moped-sammlung-kassel.de

(last update 14.08.2023)

Hier finden Sie eine verlinkte Auflistung unserer seit Oktober 2020 vorgestellten Objekte des Monats.

Kühltechnik aus Kassel

Einer der bekanntesten, überregionalen Hersteller von Eisschränken war die Firma Schmidt & Keerl in Cassel, über diese liegen nur wenige Informationen vor. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Immobilien in der Frankfurter Straße bei den Bombenangriffen 1943/1944 völlig zerstört wurden. Eisschränke wurden aus Fichte gefertigt, mit Zinn- oder Zinkeinlage. Diese Materialien fanden Verwendung wegen ihrer geringen Korrosionsanfälligkeit. Die Isolierung bestand aus einer mehr oder weniger aufwändigen Schichtung von Holz, Kork, Sägespänen, Torf, Stroh oder auch Seetang.

Neben Eisschränken gab es auch noch Eiskisten, die ähnlich aufgebaut waren. Eine der ersten Versionen von Eisschränken ist das bei uns im TMK ausgestellte Exponat, siehe Foto rechts. Es gab zwei Grundversionen. Bei den ersten Schränken wurde Eis in den linken Behälter gefüllt und diente als Kühlmittel. Rechts konnte noch weiteres Eis gelagert werden. Das Kühlgut wurde von vorn eingelagert. Tauwasser lief an der Vorderseite aus, konnte aufgefangen oder direkt entsorgt werden. Bei der nächsten Generation konnte der Schrank an die Wasserleitung angeschlossen werden. Das kalte Wasser floss durch Kühlschlangen um den Lagerbehälter für das Kühlgut und dann weiter zur Wasserentnahmestelle.

Das Eis für die Kühlung wurde im Winterhalbjahr aus der Fulda und Teichen in der Innenstadt gesägt. Heute erinnert der Name Teichstraße noch an den See, der hier für die Eisgewinnung genutzt wurde. Das gewonnene Eis wurde in tiefen Gewölbekellern eingelagert. Diese befanden sich überwiegend im Kratzenberg, heute Kölnische Str. Einige dieser Keller sind noch vorhanden und können besichtigt werden (ViKoNauten e.V.). Sie befinden sich in einer Tiefe von über 9 Metern. Darin taute das Eis über den Sommer bis in den Spätherbst nicht auf. Das Eis wurde in passende Klötze zersägt und bei Bedarf zum Endverbraucher transportiert. Dafür gab es eine Firma, mit dem passenden Namen „Der Eismann“.

Bei der Aufstellung eines Eisschranks galten die gleichen Grundsätze wie für die Planung von Vorrats- und Speisekammern. Der Ort des Eisschranks sollte an einer möglichst kühlen, von außen mit Bäumen beschatteten Nordwand, möglichst weit weg von Kaminen, Herden – also auch der warmen Küche – und Sonnenstrahlen sein. Dadurch konnten die unnötige Aufheizung und das vorzeitige Auftauen des Eises minimiert werden. Vorratskeller, die nicht wärmer als 15 °C werden, waren die bestmöglichen Aufstellungsorte. Alternativ hatten viele Küchen auch einen sogenannten Eisbalkon. Ab den 50-iger Jahren wurden diese Eisschränke durch elektrische Kühlschränke abgelöst. Auch wieder in Kassel produziert, von der AEG. Bis zur Schließung des Werkes in der Lilienthalstraße wurden dort ca. 16 Millionen Eis- und Gefrierschränke hergestellt.


Quellen:

150 Jahre Stadtgeschichte Kassel / Adressbuch Cassel von 1902 + 1910/ Fachblatt f. Innendekoration Archiv Uni Heidelberg / Wikipedia Autor: Jochen Spier 2019-04-21
Fotos: Aus Adressbuch Cassel und Archiv Uni Heidelberg, Vom Exponat © Jochen Spier/TMK

(last update 10.02.2021)

Kontakt

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