Magnetbahn-Fahrzeug TR05
Die Idee einer Magnetschwebebahn stammt bereits aus den 1930er Jahren. Mit dem damaligen Röhrenverstärker war es allerdings nicht möglich, große Ströme sowie Leistungen zu regeln und zu steuern. Die Voraussetzung war eine Leistungs- und Regelungselektronik, denn der Transrapid ist ein elektronisches System, bei dem ein synchroner eisenbehafteter Langstatormotor, der im Fahrweg und nicht wie bisher im Fahrzeug selbst verbaut war, in Betrieb genommen wird. Von Kassel waren über das Unternehmen Henschel immer wichtige Innovationen, besonders im Eisenbahnwesen, ausgegangen und die Stadt hatte sich zu einem Standort der Verkehrstechnik entwickelt. Somit hat man sich in Kassel auch an einem Wettbewerb der Bundesregierung beteiligt, ein System zu entwickeln, mit dem höhere Geschwindigkeiten erreicht werden können. Dazu wurde die Idee einer Magnetschwebebahn aufgegriffen. Während das Engineering überwiegend in München entwickelt wurde, übernahm der Standort Kassel die Fertigung von Kernkomponenten, die am Markt nicht zugekauft werden können, und baut das Fahrzeug zusammen. Dazu war eine Interaktion zwischen Entwicklung, Design und Fertigung mit gleichzeitiger, fortlaufender Optimierung notwendig, die bei Henschel vorhanden war und einen ganz wichtigen Erfolgsfaktor für das Gelingen darstellte.
Dieses System gewann den Entscheid. Damit verbunden war der Auftrag, ein Demonstrationsfahrzeug in vollem Format mit Personenbeförderung als Demonstrator zur Verkehrsausstellung in Hamburg zu bauen. Insofern ist der TR05 als Meilenstein und grundlegender Entwicklungsschritt auf dem Weg von einem kleinformatigen Versuchsobjekt, mit dem gezeigt wurde, dass das System prinzipiell funktioniert, hin zu einem vollen Fahrzeug, das Fahrgäste befördern kann, als Serienprodukt herstellbar ist und eine Zulassung erhalten kann. In Hamburg konnten das erste Mal Personen in der Öffentlichkeit mit diesem neuartigen Verkehrssystem fahren.
Nach Ende der Verkehrsausstellung ist die Fahrtrasse in Hamburg abgebaut worden. Ein Teil der Ausrüstung ist in Kassel im Industriepark Mittelfeld wieder aufgebaut worden. Die IngenieurInnen führten dort diverse Tests und Versuche durch, um die nächste Generation des Magnetschwebefahrzeugs, das 400 km/h fahren sollte, zu realisieren. Dies war in Hamburg unter den Ausstellungsbedingungen mit Fahrgästen nicht möglich. Dabei hat sich eine Kernmannschaft entwickelt, die mit allen Details vertraut war und die so später in die Fertigung einsteigen konnte. Nach Abschluss der Tests war der TR05 nur noch Anschauungsobjekt und ist im Jahr 2011 als Exponat in das Technik-Museum Kassel überführt worden, wo er heute auf originalen Teilen der Fahrtrasse steht.
Eine Innovation des Transrapids ist die Berührungsfreiheit zwischen Fahrzeug und Trasse, er schwebt. Somit kann er sehr schnell fahren. Gleichzeitig sind keine Räder verbaut, wodurch das Fahrzeug aerodynamisch besser gestaltet werden kann als die konventionelle Eisenbahn, wo außerdem eine Energieversorgung über einen Stromabnehmer notwendig ist. Dadurch können sehr hohe Geschwindigkeitsbereiche beim Transrapid erreicht werden. Die Gestaltung des Fahrwegs ist flexibler als bei der Eisenbahn und es können auch in engeren Kurven höhere Geschwindigkeiten gefahren werden. Zudem kann das System vollautomatisch und fahrerlos über eine sichere Ortung betrieben werden. Ein weiterer Vorteil des berührungsfreien Betriebs liegt in der Lautstärke: die Magnetschwebebahn fährt bis etwas 200 km/h fast geräuschlos, während die Eisenbahn in diesem Bereich extrem laut ist. Darin liegen die Systemvorteile der Magnetschwebebahn.
Der Text beruht auf dem Zeitzeugeninterview mit Dr. Friedrich Löser, der als Systemingenieur und Geschäftsführer der thyssenkrupp Transrapid GmbH an der Entwicklung der Magnetschwebebahn beteiligt war. Zu weiteren Interviewdetails geht es hier entlang!
Hier finden Sie eine verlinkte Auflistung unserer seit Oktober 2020 vorgestellten Objekte des Monats.